Das Thema Achtsamkeit hat in den letzten zehn Jahren enorm an Popularität gewonnen. Vor allem in der Wirtschaftswelt erlebt Achtsamkeit eine «rasante» Entwicklung und wird in immer mehr Organisationen weltweit angewendet.
Unsere erfolgsgetriebene Gesellschaft konzentriert sich stark auf Umsatzziele und Ergebnisse. Dies kann aber über die Zeit die Leistung von Mitarbeitenden, Teams und ganzen Unternehmen mindern. Hoch leistungsmotivierte Manager tendieren dazu, Resultate über Druck zu erzwingen und die Menschen in ihrem Umfeld zu überfordern. Sie nehmen die Bedürfnisse der Mitarbeitenden weniger wahr, überhören gute Ideen oder Bedenken und vergessen, wichtige Informationen zu kommunizieren.
Eine gesunde Balance finden
Bill George, Professor für praktisches Management an der Universität Harvard und ehemaliger VR-Präsident und CEO von Medtronic, berichtet in seinem kürzlich erschienenen HBR-Artikel sehr offen über sein «Getriebensein» und was dies aus ihm gemacht hat. 1988 war er im Topmanagement von Honeywell und sehr erfolgreich. Innerlich war er aber sehr unzufrieden, verspürte depressive Zustände und war zusehends erschöpft. Basierend auf diesen Erfahrungen entwickelte er 2005 an der Harvard Business School den mittlerweile sehr gefragten MBA-Kurs «Authentic Leadership». In diesem Kurs lernen gestandene Führungskräfte, sich sehr kritisch mit ihren Werthaltungen, Verhaltensweisen und der Definition von persönlichem Erfolg auseinanderzusetzen.
Vorurteile und Denkmuster überwinden
Durch Reflexion kann eine gesunde Balance zwischen persönlichen Bedürfnissen und unternehmerischen Zielen gefunden werden, die es ermöglicht, langfristig leistungsfähig zu bleiben, hochgesteckte Ziele zu erreichen und gleichzeitig auf das eigene Wohlbefinden achtzugeben. Aus Sicht einer hohen Leistungs- und Ergebnisorientierung erscheint Achtsamkeitsmeditation eine Zeitverschwendung zu sein, dieser «Akt» des Stillsitzens lehrt uns jedoch eine entscheidende Lektion: Wenn wir innehalten und unsere Aufmerksamkeit z.B. bewusst auf unseren Atem lenken, erkennen wir, dass wir uns laufend in unseren eigenen Gedanken, Bewertungen, inneren Dialogen und Emotionen verlieren, ohne dass wir uns diesen wirklich bewusst sind. Wenn es uns in wichtigen Situationen mit Mitarbeitenden, Kunden oder Lieferanten nicht gelingt, unsere Aufmerksamkeit bewusst auf den gegenwärtigen Moment und auf unser Gegenüber zu fokussieren, werden wir von unseren bestehenden Denk- und Reaktionsmustern bestimmt, nehmen Situationen verzerrt wahr und verlieren an Klarheit und Entscheidungskraft.
Warum Achtsamkeit die Beziehung zu Ihren Mitarbeitenden stärkt, erklären wir im nächsten Blogbeitrag.
(Dieser Artikel basiert auf Romeos ursprünglichen Beitrag im Alpha – Kadermarkt der Schweiz, 26. Oktober 2013)