Wann schaffen wir das PI-Planinng ab (05) – Können wir das PI Planning einfach weglassen?

Das Prinzip PI und PI Planning war einmal gut und funktioniert in gewissen Umgebungen noch immer. In den letzten 10 Jahren hat sich aber viel verändert. Es wird Zeit, mutig zu sein und zu experimentieren, ob wir nicht eine als Grundprinzip wahrgenommene Gewohnheit durch pfiffigere Ansätze ersetzen können. Ein paar Ideen dazu erläutern wir im Abschlussbeitrag unserer Blogserie.
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In den vier vorangegangenen Blogs meiner Blogserie “Wann schaffen wir das PI ab” habe ich verschiedene Aspekte diskutiert, die für mich persönlich gegen das Konstrukt des PI sprechen. Historisch gesehen war das PI ein guter Start. Ich denke jedoch, dass sich in den 10 Jahren SAFe von Version 1.0 bis Version 5.1 viel verändert hat, sowohl technologisch, also auch organisatorisch. Wir haben gelernt. Nur leider reflektiert sich das Lernen nicht an allen Stellen im SAFe Framework. Aber wahrscheinlich hat das auch etwas mit Marketing zu tun. Ein Lacoste Hemd ist eben nur ein Lacoste Hemd, wenn ein Krokodil auf dem Hemd zu sehen ist, SAFe ist nur dann SAFe, wenn es ein drei Monate PI besitzt. Ich hoffe auf die radikale Innovation.

Trotz aller Kritik in meinem Beiträgen, das PI Planning hat eindeutig charmante, wichtige und relevante Elemente. Es ist sehr sinnvoll, regelmässig den Sync zu bekommen, ob wir uns auch im Grossen und Ganzen in die richtige Richtung bewegen. Es ist sehr sinnvoll alle Mitarbeitenden mit in die Kommunikation zu nehmen – und es gibt noch viele andere sinnvolle Dinge.

Ich stelle die ketzerische Frage: Ist es mit der Entwicklung von Technologie, Virtualisierung von Teams, Home Office Konzepten, vielfältigen Konzepten, Flow mit einer Anzahl kleiner, aufeinander abgestimmter und fokussierter Events in Kadenz zu etablieren, wirklich noch sinnvoll alle Mitarbeitenden in Abständen von drei Monaten zwei Tage lang kompakt mit diesen Dingen zu «belästigen»?

Ich behaupte: Nein, es macht keinen Sinn – wir haben Alternativen entwickelt. Dazu genügt es, dass wir uns doch einmal kritisch die einzelnen Elemente eines PI Planning ansehen und überlegen, ob wir die Elemente nicht auch für sich einsetzen können. Jedes einzelne der Elemente mag sinnvoll sein, aber nicht in der Kadenz und der zeitlichen Folge, alles zusammen alle drei Monate.

Hier ein paar Ideen: Wäre es nicht sinnvoll, in kürzeren Abständen als drei Monaten ein teamübergreifendes Planning durchzuführen? Oder noch differenzierter betrachtet: In kundennahen Themen, wie in Vertrieb, Marketing, Omnichannel ist es sehr wahrscheinlich sinnvoll, sich öfter zu synchronisieren. In trägen Themen (Subdomains?) wie Zahlungsfluss oder Asset Management ist es wahrscheinlich nicht so häufig notwendig, sich zu synchronisieren, da sich dort die Geschäftsprozesse träge entwickeln?

Dafür ist es wahrscheinlich in vielen Kontexten sinnvoll, das Alignment von Business und Architektur Vision in grösseren Abständen zu adressieren. Da sind die drei Monate des PI sehr wohl geeignet.

So könnten wir jeden Aspekt des PI und des PI Planning durchgehen und entscheiden, ob wir ein eigenes Event dafür einsetzen wollen in einer dem Kontext spezifischen Kadenz, oder ein gemeinsames, fokussiertes, welches einem übergreifenden Alignment dient.

Konsequenz:

  • Warum nicht das zwei Tage PI-Planning auseinandernehmen und unterschiedliche Sets von viel kürzeren Events definieren in unterschiedlicher und vor allem zielgruppenspezifischer Kadenz?
  • Warum nicht mehr Flow und mehr kontinuierliches Arbeiten etablieren?

Das bedeutet mehr Fokus pro Event, deutlich weniger Abhängigkeiten in der Planung der Planung (…in der Planung der Planung … das gefällt mir) und damit weniger Waste. Es bedeutet, weniger Lastspitzen bei gewissen Rollen vor dem PI Planning. Es bedeutet, mehr Flow und Autonomie von Teams.

Aus meiner persönlichen Wahrnehmung in der Arbeit mit Unternehmen, die ein eher auf LeSS aufbauendes skalierendes System etabliert haben, entsteht ein solches Eventkonzept aus fein aufeinander abgestimmten Events. Diese interagieren in einer sehr dedizierten, ebenfalls aufeinander abgestimmten Kadenz. Gesamthaft adressieren wir so die Bedürfnisse der Organisation gleichwertig wie das PI mit seinem PI Planning, nur mit deutlich weniger Waste.

Sind wir mutig und experimentierfreudig oder rezeptgläubig?

Es gibt ein nettes Buch von Tom de Marco aus uralten Zeiten mit dem Titel «Adrenalin Junkies and Template Zombies». Es ist eine Sammlung aus Verhaltensweisen in Unternehmen, anekdotisch beschrieben, die sowohl eine zu konservative als auch eine zu progressive Haltung als nicht förderlich karikieren. Eine der Geschichten zielt darauf ab, dass eine Methode, ein Verfahren einfach so in Stein gemeisselt ist, dass es nicht mehr ohne Risiko für den Hinterfragenden hinterfragt werden darf.

Ich habe das Gefühl mit dem PI und dem PI Planning sind wir an diesem Punkt. Das Prinzip war einmal gut, funktioniert in gewissen Umgebungen auch nach wie vor. In den letzten 10 Jahren hat sich aber viel verändert, organisatorisch, technologisch, methodisch. Es wird Zeit mutig zu sein und zu experimentieren, ob wir nicht eine als Grundprinzip wahrgenommene Gewohnheit durch pfiffigere Ansätze ersetzen können. Ich persönlich wäre neugierig, Ideen dazu auszutauschen und nicht nur im Blog mutig zu sein.

Und nun bin ich gespannt und freue mich auf die Diskussion mit der Community.

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