Warum sich Unproduktivität lohnt

Wir haben einen interessanten Artikel in der Print-Version der Zeitschrift Führung + Organisation gelesen.  Dieser stammt aus der Feder von Prof. em. Dr. oec. Hans› A. Wüthrich, dessen neuestes Buch “Führen durch Dienen. Perspektiven, Reflexionen und Erfahrungen zur Praxis von Servant Leadership” anfangs dieses Jahres erschienen ist. Wüthrich ist ein Schweizer Managementforscher und Coach für Führungskräfte, doziert an der Universität St. Gallen und ist emeritierter Professor der Universität der Bundeswehr in München.  

Im Artikel schreibt er über die Bedeutung von Produktivität bei Führungspersonen und den Mut, unproduktiv zu sein: „Als ergiebig wird eine aktive Führungszeit erlebt, in der ich beschäftigt bin und aus der etwas Sichtbares, materiell fassbares, also eine Leistung hervorgeht“. Als sinnvoll genutzte Zeit wird nur diejenige bewertet, die wir produktiv verbringen, in der wir also etwas leisten. Doch durch diesen zeitökonomischen Ansatz geht der Raum für Spontanität und Kreativität verloren. Wüthrich glaubt sogar, dass die Qualität der Lösungen unter der ständigen Produktivität leidet. Denn unter Druck werden Themen einfach abgearbeitet, neue Sichtweisen werden nicht berücksichtigt. Um möglichst schnell zu Ergebnissen zu kommen, greifen wir auf unsere bisherigen Erfahrungen zurück. Andere Lösungswege und Ideen haben keinen Platz. 

Organisationen nutzen oft nur einen Bruchteil des Leistungspotentials ihrer Mitarbeitenden, weil sie durch die Outputorientierung dazu angehalten werden, möglichst schnell mehr oder weniger befriedigende Ergebnisse zu liefern. Ausserdem wird Aktionismus mit Produktivität gleichgesetzt. Denn das kurzfristig Dringliche wird erledigt, doch langfristige Lösungen bleiben dabei auf der Strecke. Und nicht zu vergessen: Wer experimentiert, geht Risiken ein und vermindert dadurch vielleicht erst einmal die Produktivität. Doch nur aus Experimenten entstehen neue Ansätze. 

Wüthrich plädiert für eine Emanzipation vom ökonomischen Zeitdiktat. Dafür braucht es Mut. Es ist nicht leicht, als Führungskraft Unproduktivität zuzulassen und sogar einen Mehrwert darin zu sehen. Doch es lohnt sich, diesen Mehrwert anzuerkennen. Denn die Fähigkeit einer Organisation, mit plötzlichen Veränderungen umzugehen, macht sie belastbar – und das ist eine entscheidende Schlüsselkompetenz für ihren Erfolg.

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